Als einer von wenigen Wirtschaftszweigen kann und darf das Handwerk auch in dieser unsicheren Zeit weiterhin ohne größere Einschränkungen arbeiten. Die Auftragsbücher sind randvoll. Obwohl man zunächst vielleicht das Gegenteil erwarten würde, wird in Deutschland fleißig gebau und renoviert. Das weit verbreitete Homeoffice führt Renovierungsstau vor Augen und auch die Angst vor einem Wertverlust des Ersparten treibt viele Menschen dazu an, Ihr Geld in Immobilien anzulegen. Es wird fleißig saniert, gebaut, gekauft, angebaut und aufgestockt. Der Holzrahmenbau eignet sich sehr gut dafür, energieeffizient und nachhaltig zu bauen. Gute Finanzierungskonditionen und großzügige KfW-Förderungen versprechen zusätzliche Sicherheit.
Dem gegenüber stehen massive Holzexporte nach China und in die USA. Hinzu kommt der von der Trockenheit der letzten Jahre und dem oft in die Schlagzeilen geratenen Borkenkäfer stark in Mitleidenschaft gezogene deutsche Waldbestand. Coronabedingte Materialengpässe und Bandstillstände in allen Produktionsbereichen wirken sich momentan verzögert auf die Materialbestände vieler Branchen aus.
Daraus resultierend erlebten wir im Laufe der letzten Monate eine Preissteigerungen von bis zu 300 % bei Fichteholz. Auch andere Holzarten sind in kurzer Zeit stark im Preis gestiegen. Zeitgleich melden viele andere Lieferanten, von der Dämmung bis zur Dachziegel, Preisanstiege zwischen 5 – 20 %. Ob damit, zumindest vorerst, das Ende der Fadenstange erreicht ist, ist nicht klar.
Diese unvorhersehrbare Entwicklung stellt uns und alle Kollegen im Handwerk vor ganz neue Herausforderungen. Angebotene Preise können nicht gehalten werden. Wir telefonieren wöchentlich, zeitweise sogar täglich, mit Lieferanten um aktuelle Preise zu bekommen. Die Bindefristen für Angebote werden stetig kürzer und Finanzierungen geraten ins Wanken.
Zusätzlich zu den explodierenden Preisen verlängern sich Lieferzeiten und Hersteller verkleinern Sortimente, um wenigstens die gängigen Modelle und Farben, z.B. von Dachziegeln, in der erforderlichen Menge bereithalten zu können.
Wir sind gezwungen lange im Voraus große Mengen an Material bereitzuhalten, um Richttermine einhalten zu können. Damit geht natürlich eine Vorfinanzierung einher, die nicht so einfach zu stemmen ist. Abschlagsrechnungen können oft noch nicht gestellt werden, da die Kunden noch mit den Banken über die Finanzierungen verhandeln. Das resultiert aus der späten Angebotserstellung, an der wir durch die massiven Preisschwankungen momentan aber festhalten müssen. Im Großen und Ganzen „beißt sich die Katze in den Schwanz“, wie es so schön heißt. Sogar Kurzarbeit droht, obwohl wir bereits genug Aufträge für die nächsten 12 Monate haben.
Mittlerweile hat die besorgniserregende Entwicklung über Online-Peditionen und eine Anfrage der FDP Einzug in die Bundespolitik gehalten. Es bleibt abzuwarten, wie sich die Lage weiter entwickelt.